Institut für Ludologie übernimmt die Sammlung de Cassan
Österreichisches Spiele Museum übergibt seine Brettspielsammlung nach Deutschland
Pressemitteilung
vom 07.10.2019
Brett- und Kartenspiele als Grundlage der Spielwissenschaften
Österreichisches Spiele Museum wird Sammlung de Cassan in Altenburg
Brettspiele sind Kulturgut. Sie sind ein Spiegel der Zeit, in der sie erschienen sind und gespielt wurden. Spiele sind viel mehr als bloße Unterhaltung. Mit dieser Überzeugung sammelten Ferdinand und Dagmar de Cassan seit Jahrzehnten diese Spiele und betrieben das Österreichische Spiele Museum in der Nähe von Wien. Nach dem Tod von Ferdinand hat jetzt seine Frau Dagmar de Cassan für das Museum eine neue Heimat gesucht und gefunden.
Mit Wirkung zum 1. Oktober 2019 übernimmt das Institut für Ludologie die Sammlung de Cassan und stellt diese mit ihren mehr als 31.000 Unikaten voraussichtlich dem Residenzschloss Altenburg zur Verfügung, wo schon die europäisch größte Spielkartensammlung und das Spielkartenmuseum beheimatet sind. Ein Kooperationsvertrag befindet sich dort in letzter Abstimmung. Damit entsteht die größte internationale Sammlung für Brett- und Kartenspiele in der Stadt, die über eine mehr als 500-jährige Tradition bei der Produktion von Spielkarten besitzt. Diese Sammlung und die damit verbundene, geplante Ansiedlung einer Außenstelle des Berliner Instituts für Ludologie in Altenburg bilden damit ein solides wissenschaftliches und museales Fundament für die vom Residenzschloss geplante und konzipierte zukünftige Spiele-Erlebniswelt "Yosephinum".
Dagmar die Cassan mit dem Foto ihres am 10. März 2017 verstorbenen Mannes Ferdinand und Prof. Dr. Jens Junge
Professor Jens Junge, Direktor des Instituts für Ludologie: "Obwohl das Kultur Spiel inzwischen auf Bundesebene durch den Deutschen Kulturrat anerkannt ist, sammelt die Deutsche Nationalbibliothek leider keine Spiele. Dies überlässt sie kommunalen Einrichtungen und privaten Sammlern. Für eine adäquate wissenschaftliche Bearbeitung des Phänomes Spiel ist jedoch eine umfassende Erfassung und Auswertung des alten und aktuellen Spielangebots notwendig. Aus diesem Grund führt das Institut gerne die Sammlung de Cassan in Altenburg weiter. Darüber hinaus ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Deutschen Spielearchiv der Stadt Nürnberg geplant, die diese Sammlung nicht übernehmen konnte. Wir sind dem Ehepaar de Cassan für ihr jahrelanges Engagement im Sinne der Brettspiele sehr dankbar, dass sie uns für unsere Arbeit ihre Sammlung des Österreichischen Spiele Museums nach Deutschland übertragen haben."
Dagmar de Cassan, Obfrau des Österreichischen Spiele Museums: „Über vier Jahrzehnte habe ich zusammen mit meinem verstorbenen Ehemann Ferdinand eine vom Umfang und der Qualität her einmalige internationale Sammlung von Brett- und Gesellschaftsspielen aufgebaut und das Österreichische Spiele Museum betrieben. Ich bin sehr froh, dass der Bestand in seinem Gesamtumfang erhalten bleibt und jetzt in Deutschland wohl in Altenburg als Museum und Sammlung über das Institut für Ludologie im Residenzschloss unter fachkundiger Betreuung weitergeführt wird. Brettspiele führen Menschen zusammen, verleihen ihnen soziale und kognitive Kompetenzen, die in einer durch rasante Veränderungen geprägten Zeit an elementarer Bedeutung gewinnen.“
Wien und Berlin, den 07.10.2019
Über das Residenzschloss Altenburg: Das Schloss- und Spielkartenmuseum Altenburg ist ein Teil des städtischen Schloss- und Kulturbetriebes der Satdt Altenburg mit jährlich mehr als 60.000 Besucherinnen und Besuchern. Das Museum dokumentiert die mehr als 500-jährige Geschichte der Spielkartenproduktion in der Region, in der 1813 Skat erfunden wurde. Es verfügt über eine Spielkartensammlung mit über 25.000 Unikaten.
Die kommenden Neuerscheinungen der Brett- und Kartenspiele im deutschsprachigen Raum sind von den Verlagen bitte zukünftig zu schicken an das "International Game Museum" (ICOM-Mitglied) und damit an die Lehr- und Forschungssammlung des Instituts für Ludologie, damit das Branchen-Gedächtnis dort archiviert, dokumentiert und im Internet zugänglich gemacht werden kann:
Internationales Spielemuseum
Institut für Ludologie Altenburg
Schloss 2-4
04600 Altenburg
Erreichbar ist die Brettspiel-Datenbank als Bestandsdokumentation für die Recherche unter dem von BKM geförderten Projekt: www.brettspiele.digital
Über das Institut für Ludologie: Die Mitarbeiter des Instituts forschen und lehren im Fachgebiet der Spielwissenschaften u.a. an der SRH University Berlin, School of Design and Communication und sind Kooperationspartner des gamelab.berlin der Humboldt Universität zu Berlin und der Plattform spielen.de. Analoge und digitale Spiele gehören zum Lehr- und Forschungsgegenstand. Diese Tätigkeit wird durch die Hoffnung angetrieben und begleitet, dass die Bundesrepublik Deutschland in den kommenden Jahren endlich das Kulturgut Spiel ähnlich anerkennt, wie andere Medienwerke, die von Autorinnen und Autoren sowie Illustratorinnen und Illustratoren erstellt werden und es in den Sammlungskatalog der Deutschen Nationalbibliothek mit aufnimmt. Analoge Spiele bilden die kulturelle Grundlage aus über 5000 Jahren Brettspiel- und Menschheitsentwichlungsgeschichte und damit auch für die aktuellen digitalen Spiele. Wenn die Bundesrepublik zu einem führenden Games-Standort werden möchte, benötigen die Spielwissenschaften diesen Fundus für die Lehre und Forschung.
Vorbereitung und Verpackung der Sammlung de Cassan in Lepoldsdorf bei Wien
Über 31.000 Brettspiele von Wien nach Altenburg zu bewegen, war schon eine logistische Herausforderung.
Dagmar de Casan und Jens Junge vor der gepackten Brettspielwand im Lager in Leopoldsdorf bei Wien am 18. September 2020
Die Umzugskartons voller Brettspiele wurden aus dem Haus und Lager auf denen draußen im Garten wartenden 34 Europaletten gestapelt
Damit die Kartons sind während der Autofahrt nicht von den Europaletten bewegen können, hat das Helferteam sämtliche 34 Stapel mit Folien umspannt und gespannt
Das Beladen des Sattelschleppers mit den Paletten und ihren überstehenden Kartons war Millimeterarbeit
Ankunft der Sammlung de Cassan in Altenburg
Der erste Sattelschlepper aus Wien mit den ersten 18.000 Spielen kam am 20. September 2020 in Altenburg auf dem Hof des Residenzschlosses an. Nun mussten die Spiele im Kellermagazin verstaut werden. Das ehrenamtlich arbeitende Team der "Altenburger Spieletage" rund um Gabriele Orymek hat sich dieser schweißtreibenden Arbeit zusammen mit einigen Mitarbeitern des Schlosses angenommen.
Das Entladen der Europaletten vom Sattelschlepper war in Altenburg zum Glück auch von der Seite möglich
Florian Voß und Jens Junge freuen sich über die Lieferung auf den Schlosshof des Residenzschlosses Altenburg am 20. September 2020, dem Sitz des Spielkartenmuseums seit 1923
Prof. Dr. Jens Junge freut sich, dass die ersten 18.000 Spiele wohl erhalten in Altenburg angekommen sind
Das ehrenamtliche Hefterteam der "Altenburger Spieletage" hat am 20. September 2020 die ersten 18.000 Spiele in Empfang genommen und im Keller des Residenzschlosses verstaut.
Stiftung Spielen übernimmt die Sammlung Gaby und Peter Neugebauer
Mehr als 10.000 Brett- und Kartenspiele machen sich auf den Weg von Oberhausen nach Altenburg
Der Journalist Peter Neugebauer hat über vier Jahrzehnte die Rezensionsexemplare, die er von Brettspielverlagen zugeschickt bekommen hat, gesammelt und privat arichviert. Dabei sind über 10.000 Spiele zusammengekommen.
Auf der SPIEL Essen 2023, dem Branchentreffpunkt des Jahres, hat mir Peter auf der Eröffnungspressekonferenz von seinem Entschluss erzählt, seine Sammlung übergeben zu wollen. Zusammen mit Tom Werneck vom Bayerischen Spiele-Archiv haben wir die Optionen besprochen, erörtert, abgewogen und angefangen zu planen.
Dagmar de Cassan hatte mit dem Österreichischen Spiele Museum über 31.000 Brettspiele zur Lehr- und Forschungssammmlung nach Altenburg gegeben. Viele Verlage haben ihre Neuerscheinungen der letzten 40 Jahre nach Österreich geschickt und viele Spiele haben Ferdinand und Dagmar auf all den Spielemessen und Spielefesten direkt vor Ort eingesammelt, aber eben nicht alle. Gab es vielleicht doch Sammlungslücken?
Prof. Dr. Jens Junge zusammen mit Gaby und Peter Neugebauer in Oberhausen am 15. März 2024 bei den Detailplanungen zur Übersiedlung der Sammlung nach Altenburg
Im März 2024 haben wir zusammen die Pläne für die Übergabe in Oberhausen geschmiedet (s. Foto). Als langfristiger Träger der Sammlung hat die Stiftung Spielen diesen Schatz übernommen und Peter hat die Aufgabe übernommen, all seine Spiele in die gelieferten Umzugskartons einzupacken und die Kartons zu nummerieren und zu fotografieren. Zum einen ist damit die Sammlung fotografisch dokumentiert und durch das Weiterleiten der Fotos per WhatsApp an Dagmar nach Wien, konnte sie in ihrer Datenbank (https://www.brettspiele.digital/) überpürfen, welche Spiele Doubletten sind und welche Unikate sind, die das Gesamtarchiv in Altenburg elementar ergänzen. Es gab doch ein paar Sammlungslücken. Zum anderen ist damit die Grundlage dafür geschaffen, dass beim Auspacken in Altenburg sofort klar ist, welche Spiele wohin sortiert werden sollen.
Abholung der Brettspiel-Sammlung in Oberhausen
Als Abholtermin war der 18. Mai 2024 fixiert. Zwei Tage nach der Verleihung der Urkunde zur Aufnahme der "Deutschen Brettspielkultur" auf die thüringische UNESCO-Landesliste für das Immaterielle Kulturerbe in Erfurt. Aus der Theorie gleich in die schweißtreibende Praxis. Für den Transport der ersten 510 Kartons musste ein 7,5-Tonner Lastwagen zum Einsatz kommen. Wie viele Kartons in den Wagen passen würden konnten wir vorher nur erahnen und laienhaft kalkulieren (s. Foto).
Noch ist der 7,5-Tonnen-Laster recht leer und füllt sich langsam. Jens Junge freut sich, dass es los geht und spekuliert, wie viel wohl reinpasst?
Das Helferteam in Oberhausen holt die vorgepackten ersten 510 Umzugskartons voller Spiele vom Dachboden, aus dem Keller sowie aus der Garage, um sie zum Lastwagen (7,5-Tonner) zu tragen.
Fertig! Die ersten 510 Umzugskarton voller Spiele sind Dank des Helferteams vor Ort auf dem Laster und abfahrbereit für die Fahrt von Oberhausen in Nordrhein-Westfalen nach Altenburg in Thüringen.
Ankunft der Sammlung Gaby und Peter Neugebauer in Altenburg
Das ehrenamtliche Team der "Altenburger Spieletage" um Gabriele Orymek freut sich, die von der Sammlung Gaby und Peter Neugebauer ersten 510 Umzugskartons aus dem LKW ins Haus (2. Stock) rausgetragen zu haben
Presseberichterstattung über das Verschenken der Brettspiel-Sammlung
Peter Neugebauer als Presseprofi hat einigen seiner Kollegen Bescheid gegeben, dass er seine Sammlung auf Reisen schickt und so entstanden zu dieser Aktion einige Presseberichte.
WAZ-Artikel vom 22.05.2024
Online-Artikel bei der WAZ (Westdeutsche Allgemeine Zeitung), leide hinter einer Bazahlschranke: HIER.
Video der WDR Lokalzeit auf Facebook am 17.06.2024
Link zum Video der WDR Lokalzeit auf Facebook: HIER.
Stiftung Spielen übernimmt die Sammlung Klaus Teuber
Die Söhne des verstorbenen, bekannten Spieleautors übergeben die Sammlung von Roßdorf nach Altenburg
Der sehr bekannte Spieleautor Klaus Teuber ist überraschend im Alter von 70 Jahren am 1. April 2023 verstorben. Seine beiden Söhne Benjamin und Guido führen die Catan-Firma weiter und haben in ihrem elterlichen Haus in Roßdorf bei Darmstadt die Sammlung ihres Vaters in Umzugskartons verpackt. Die Sammlung wurde am 1. Juli 2024 an die Stiftung Spielen übergeben, die diese nach Altenburg in Thüringen überführt hat, um dort die Lehr- und Forschungssammlung des Instituts für Ludologie zu ergänzen sowie für die kommende Spiele-Erlebniswelt "Yosephinum" einen Fundus für Ausstellungen bereitzustellen.
Die Brüder Benjamin und Guido Teuber vor dem Verladen der Spiele-Sammlung ihres Vaters in Roßdorf bei Darmstadt
Das ehrenamtliche Helferteam der "Altenburger Spieletage" rund um Gabriele Orymek vor dem ausgeladenen Laster in Altenburg mit einigen seltenen Sammlerdeditionen aus der Cata-Welt am 1. Juli 2024