1. Einleitung
Victor Witter Turner wiederum sah im Ritual den Schlüssel zum Verständnis menschlichen Zusammenlebens. Er entwickelte aus den Resultaten seiner ethnologischen Feldforschung eine generelle Ritualtheorie und wandte sie später auf moderne Gesellschaften an (Turner 1969). Leicht lassen sich die entscheidenden Phasen und Elemente des Rituals im Karneval, bei sportlichen Wettkämpfen und im Theater feststellen - Thomas Macho erkennt z.B. in antiken Würfelspielen Kopien von Orakeln (Macho 1993:149) - aber gibt es eine Verbindung zwischen Ritual und Brettspiel? Genau dieser Frage widme ich mich in der vorliegenden Untersuchung.
Dazu wähle ich zwei für Brettspiele prototypische Spiele aus, die beide sehr alte Wurzel haben, nahezu weltweit verbreitet und reine Strategiespiele sind, aber in völlig anderen Kulturen und unter kulturell und historisch verschiedenen Bedingungen entstanden sind. Diese Auswahl habe ich getroffen, um die universelle Gültigkeit meiner Hypothese gegebenenfalls belegen zu können. Denn: Mag man bei den Mancala-Spielen, die im globalen Süden verortet sind, noch eher einen rituellen Charakter vermuten, so scheint das beim modernen Schach schwerlich vorstellbar zu sein.
Um meine Hypothese kritisch zu diskutieren, werde ich zunächst die beiden Spiele Mancala und Schach vorstellen und ihre Ursprünge und Geschichte – soweit bekannt – nachzeichnen, einen kurzen Blick auf die Spielregeln werfen und ihre jeweiligen Besonderheiten herausarbeiten. Im Anschluss daran werde ich die Ritualauffassung Victor Turners (1920-1983) skizzieren, um mit ihrer Hilfe darzustellen, wie sich Schlüsselsymbole und Rituale in beiden Spielen manifestieren; dies, um zu erforschen, ob diese besondere Form der Kommunikation (nach Niklas Luhmann, 1927-1998) als schlüssige Hermeneutik zum Verständnis des Spiels dienen kann.
Klassisches Mancala (Pit-and-Pebble-Game) im Klappkasten mit 8er-Reihen
2. Die Brettspiele Mancala und Schach
2.1. Mancala-Spiele - eine ganze Welt von Spielen, ein Spiel der ganzen Welt
2.1.1. Beschreibung und Geschichte
Bei den sogenannten Mancala-Spielen handelt es sich eigentlich um ein Spiel-Genre, das beinahe auf der ganzen Welt verbreitet ist. Die Ausbeute an Literatur zu diesen Spielen ist, verglichen mit anderen Spielen oder gar dem Schach, bei Mancala gering (Glonnegger 1999: 208), wohlmöglich eine Folge kolonialer Überheblichkeit [1]. Ab der 2. Hälfte des 20. Jh. entwickeln einige Ethnologen Interesse an dem Spiel: Fritz Klepzig erwähnt Varianten des Spiels an mehreren Stellen seines Buches „ Kinderspiele der Bantu“ und gibt an, dass dieses Spiel Groß und Klein erfreut und eine Partie durchaus mehrere Stunden dauern kann (Klepzig 1972:307). Heide Sbrzesny erforschte als Doktorandin des bekannten Verhaltensforschers Irenäus Eibel-Eibesfeld die Spiele der !Ko-Buschleute und beschreibt es als „DasSteinrechen-Spiel“, das vor allem von den Kindern gespielt wird, auch wenn es nicht um ein ursprüngliches Spiel der !Ko handelt (Sbrzesny 1976). Auf die Besonderheit oder Details dieses komplexen Spiels gehen beide nicht ein; ganz im Gegensatz zu dem englischen Ethnologen Philip Townshend, der etwa 10 Jahre später dem Bao Spiel, einer komplizierten und komplexen Variante des Mancala, seine Dissertation widmet [2].
Eine der wohl ersten wissenschaftlichen Arbeiten über das Mancala-Spiel stammt aus dem 19. Jh. von Stewart Culin, einem ehemaligen US amerikanischen Museumsdirektor. Sein Aufsatz mit der Überschrift: „The National Game of Africa“ (Culin 1896), wird der weiten Verbreitung dieses Spiels über den gesamten afrikanischen Kontinent gerecht. Alle Autoren [3] sind sich einig, dass der Ursprung des Spiels nicht zu belegen ist. Retschitzki nimmt die Vergänglichkeit der Holzspielbretter und die Tatsache, dass die Spielsteine aus Muscheln, Samen oder Steinen bestehen, als Grund für fehlende archäologische Funde an (Retschitzki 2007: 44).
De Voogt, der 1997 für eine Sonderausstellung des British Museum den Katalog „Mancala Board Games“ erstellte, fasst zusammen, dass man bis dato über den Ursprung der Spiele debattiert. Man ist sich jedoch einig, dass sie entweder aus Afrika oder Asien stammen, und er erläutert, dass man sowohl die Verbreitung bei Reisen bei muslimischer Pilgern und arabischen Händlern als auch asiatischen Reisenden fand, die aber nicht zu einem endgültigen Klärung der Herkunft führten (de Voogt 1997: 15). Aus dem spätrömische Militärlager von Abu Sha’ar nahe am Roten Meer in Ägypten finden sich dann die ersten archäologischen Funde des Spiels (Retschitzki 2007: 45). Der Name "Mancala" (auch Mankala oder Mancula), stammt jedenfalls aus dem arabischen Sprachraum (arab. naquala: bewegen, wegnehmen).
Bekannt ist die enorme Verbreitung dieses Spielgenres: man findet Variationen in ganz Afrika (Ausnahme Maghreb), im Nahen Osten, Süd- und Zentralasien wie Indien, Indonesien, Malaysia, Philippinen, China, und überall in dort in Amerika, wo Menschen während des Sklavenhandels hin verschleppt wurden, hauptsächlich auf den karibischen Inseln, Kuba, und in der Region Salvador in Brasilien (vergl Retschitzki 2007: 45), aber durchaus auch in US amerikanischen Vorstädten.
Besonderheiten der Mancala-Spiele sind die zahlreichen Namen und ihr Variantenreichtum. Glonnegger zitiert eine Arbeit von Harald Murray, der 200 Versionen beschreibt (Glonnegger 1999: 208); die entsprechende Wikipedia-Seite im Internet spricht von 800 bis vermuteten 1000 Varianten (Internetquelle 1). Lange hielt sich die irrige Vorstellung, dass es sich bei diesen Spielen keinesfalls um komplexe Strategiespiele handeln könnte, da Jäger- und Sammlervölker nicht in der Lage seien, solche zu adaptieren, geschweige denn zu entwickeln. Diese Annahme wurde jedoch durch die umfangreichen Recherchen Townshends (1986) in Tansania widerlegt, und Alexander de Voogt (2021) hat Townshend bestätigt, zumal es sich lediglich bei den !Ko um Jäger und Sammler handelt, während die Swahili eine hochzivilisierte Händlergesellschaft sind.
2.1.2. Die Spielregeln
Mancala ist ein klassisches Strategiespiel und lässt sich deshalb nach Roger Caillois‘ Einteilung von Spielen der Rubrik „Agôn“ zuordnen (Caillois 1982: 46) [4].
Charakteristisch für alle Spiele ist der ähnliche Aufbau: zwei bis vier Reihen von Mulden in Spielbrettern oder auch lediglich im Boden, in denen sich zu Spielbeginn eine bestimmte Anzahl identischer Spielsteine befinden. Alle Steine eines Spielfeldes werden von einem Spieler entnommen und nacheinander einzeln auf die nächsten Mulden verteilt (Retschitzki 2007: 43).
Um einen Überblick über die Varianten zu bekommen, kann man die Spiele nach der Anzahl der Felderreihen einteilen, die zwischen zwei (sogenannte „Wari-Varianten“) und vier („Solo-Varianten“) variieren. Alle Autoren berichten, dass das Mancala-Spiel meist von zwei Spielern gespielt wird, und eine wichtige Unterscheidung ist, ob beide Spieler mit allen Steinen gemeinsam spielen (meist 2 Reihen) oder ob jeder Spieler seine Steine in einer eigenen Gruppe von Feldern spielt (meist 4 Reihen). Townshend berichtet allerdings bei Spielen mit 36 oder mehr Mulden, dass es auch von zwei Teams gespielt wird (Townshend 1979: 794). Die Sprachgrenze in Afrika, die sogenannte „Bantu-Linie“, trennt den Kontinent in die nördliche Gegend Afrikas, wo die „Wari-Varianten“ mit zwei Felderreihen gespielt werden und die südlichen, wo die „Solo-Varianten“ mit vier Felderreihen verbreitet sind (Retschitzki 2007: 45). In allen Spielen wird eine gleiche Anzahl Steine in die Mulden gelegt. Die Spieler nehmen aus einer beliebigen Mulde alle Steine heraus, verteilen sie einzeln reihum in die nachfolgenden Mulden und dürfen nach bestimmten Regeln Steine für sich wegnehmen. Manche Spielbretter haben für die so gewonnenen Steine am Ende eine große Mulde, wo diese dann abgelegt werden. Gewonnen hat der, der die meisten Steine an sich nehmen konnte [5]. Was so einfach klingt, kann hochkomplexe Formen annehmen, und so gilt das von Townshend beschriebene Bao der Swahili als „König der Mancala-Spiele“. Ausführliche Beschreibungen einzelner Spiele findet man z.B. bei Heide Sbrzesny (Sbrzesny 1976: 156ff) über das sogenannte „Steinrechenspiel. /ui/ama/!ona“ und bei Philip Townshend über das „Bao-Spiel“ (Townshend 1986 101ff).
Es gibt beim Mancala zwar keine Weltmeisterschaften oder sogenannte Großmeister, aber es finden durchaus Turniere der jeweiligen landestypischen Spiele in einigen Ländern statt (Internetquelle 1).
2.1.3 Spielmaterial
Bei den Mancala-Spielen sind es nicht die Figuren, sondern die Spielbretter, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Sie können so aufwendig gestaltet sein, dass einige Museen ganze Sammlungen angelegt haben. Das Britische Museum konnte mit seinen mehr als siebzigvSpielbrettern 1997 eine Sonderausstellung ausrichten, der wir den Katalog von Alexander de Voogt verdanken. Auch Museen weiterer ehemaliger Kolonialmächte haben eine stattliche Sammlung von Mancala-Brettern aus aller Welt zusammengetragen, wie z.B.: das Museum für Völkerkunde in Hamburg, das Musée Royale de l’Afrique in Tervuren oder das Musée del’Homme in Paris.
Mancala-Form: "Ma Kpon", Dan tribe, Elfenbeinküste, 1918-1934, aus dem Schweizer Spielmuseum
2.2. Schach - das Spiel der Könige
2.2.1. Beschreibung und Geschichte
Seit Jahrhunderten zieht Schach die Menschen in Bann: es wird rund um den Globus gespielt, die Literatur dazu füllt Bibliotheken (vergl. Strouhal 2007: 65), und mit Stefan Zweigs "Schachnovelle", Hermann Hesses "Steppenwolf" und Wladimir Nabokovs "Lushins Verteidigung" schaffte das Spiel den Sprung in die Weltliteratur. Außerdem wurden Künstler vom Schach in den Bann gezogen, sodass sich an einer guten Schachsammlung die verschiedenen Kunstepochen von der Gotik bis zur Moderne ableiten lassen. (vergl. ebd: 65) Die Ursprünge des Schachs werden in Indien vermutet, wo man ab dem 5. Jh. n. Ch. das Spiel "Carturanga" als eine Art Urform findet (Glonnegger 1999: 172). Strouhal hingegen sieht den indischen Ursprung als nicht sicher belegt und schreibt, das Spiel könne wie auch sein Name "Schach" (Farsi für "König") aus Persien stammen (Strouhal 2007: 66). Das ursprüngliche "Carturanga" bestand aus den vier "angas", den Elefanten, Pferden, Streitwagen und Soldaten und entsprach der Aufstellung des indischen Heeres (Internetquelle 4).
Gespielt wird es nachweislich ab dem 7 Jh. n. Ch. und erlebt mit dem Aufstieg der arabischen Wissenschaft seine erste Blütezeit (Internetquelle 5). Es sind auch die Araber, die es dann über Syrien, Ägypten, Byzanz nach Griechenland und über Gibraltar nach Spanien bringen, wo es sich ab dem 9. Jh. in ganz Europa zu verbreiten beginnt (vergl. Glonnegger 1999: 174). Die Figuren nehmen im europäischen Mittelalter die Formen der europäischen Stände und Berufsgruppen an und spiegeln damit auch die Grundzüge feudaler Ordnung. Ende des 15. Jh. ändern sich die Spielregeln grundlegend, und aus dem „schwachen“ arabischen Wesir wird die „Dame“ als stärkste Figur des heutigen Schachs (Strouhal 207: 68). Bislang scheint es nicht gelungen zu sein, diesen Regelwechsel zu erklären, aber eine mögliche Spekulation wäre, dass die hochritualisierte Verehrung der Frau in der Minne, eine bis Mitte des 13. Jh. ausgeübte Literaturform, dazu geführt hat; zumal die Seiten der Humboldtgesellschaft über das Schach sagen, dass es schon zu arabischen Zeiten eng verwoben mit der Dichtkunst war, Schach- und Liebeskunst nahe beieinander lagen und im Mittelalter „das Liebesschach zu einem Leitmotiv der Minne wurde.“ (Internetquelle 5.)
Schachfiguren, Geislingen, 18. Jahrhundert, aus dem Schweizer Spielmuseum
2.2.2. Die Spielregeln
Schach gehört nach der Einteilung Roger Caillois‘ ebenfalls in die Rubrik „Agôn“, die dem Wettstreit vorbehalten ist (Caillois 1982: 46), denn Schach ist ein hochkomplexes Strategiespiel, das nicht vom Glück bestimmt wird.
Schach wird auf einem Brett mit 24 Feldern von zwei Personen gespielt, wobei eine die 16 schwarzen, die andere die 16 weißen Figuren bewegt. Die Figuren sind: Bauern, Springer, Läufer, Türme, Dame und der König, den es gilt „matt“ zu setzen (matt = arabisch für: er ist tot); was bedeutet, dass er unverteidigt im nächsten Zug geschlagen werden könnte (Internetquelle 6). Jede Figur hat ihren eigenen Bewegungsradius: die 8 Bauern dürfen lediglich ein Feld nach vorn rücken, die beiden Läufer können sich nur in der Diagonale bewegen, die beiden Springer können als einzige andere Spielsteine überspringen und immer zwei Felder horizontal und ein Feld vertikal oder zwei Felder vertikal und ein Feld horizontal ziehen, die zwei Türme entweder horizontal oder vertikal. Die Dame, von denen es nur jeweils eine – wie den König – gibt, ist stärkste Figur im Spiel, da sie sich in alle Richtungen bewegen kann. Auch der König kann in alle Richtungen bewegt werden, allerdings immer nur ein Feld weiter. Dies sind lediglich die Grundregeln – das gesamte Regelwerk des Schachs ist ungleich komplexer und die Zahl der Stellungen wird auf 1043 geschätzt; die der Spielverläufe ist ungleich größer (Internetquelle 6).
Schach ist zu einem weltweiten Phänomen geworden: es gibt Weltmeisterschaften, Schachverbände, die Grade vergeben, Schachclubs, und seit einigen Jahrzehnten werden Computer programmiert, die als Schachpartner zur Verfügung stehen. Damit nimmt Schach sicherlich eine Sonderrolle unter den Brettspielen ein.
2.2.3. Spielmaterial
Beim Schach sind es vor allem die Figuren, die Künstler und Kunsthandwerker zum kreativen Schaffen anregten. Sie sind aus Holz, Elfenbein, Bergkristall, aber auch einfach aus Karton oder Brot (vergl. Strouhal 2007: 67). Schachspiele werden ebenso wie Mancala-Spiele in zahlreichen Museen ausgestellt.
3. Das Ritual
Werner Fuchs-Heinritz bietet im "Lexikon zur Soziologie" (1995) folgende Definition des Rituals: "Sozial geregelte, kollektiv ausgeführte Handlungsabläufe, die nicht zur Vergegenständlichung in Produkten oder zur Veränderung der Situation führen, sondern die Situation symbolisch verarbeiten und häufig religiöse, aber immer außeralltägliche Bezüge haben." (Fuchs-Heinritz 1994). Mit dieser Definition wird nicht nur deutlich, dass sich das Ritual in den modernen Ritualtheorien nicht mehr auf bloße religiöse Zeremonien reduzieren lässt, sondern vielmehr die Hermeneutik unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens bildet. Gerd Athoff (2013: 12ff), versteht unter Ritualen mehr als bloße „kommunikative Trampelpfade“ und schreibt: "Gemeinsam ist ihnen in erster Linie, dass es sich um Ketten von Handlungen, Gesten und auch Worten handelt, die Mustern verpflichtet sind, sie wiederholen und so einen Wiedererkennungseffekt erzielen.".
Indem ich mich auf die Ritualtheorie Victor Turners beziehe, gehe ich noch einen deutlichen, und wie ich finde, erhellenden Schritt weiter, indem ich sage: Rituale sind für unser menschliches Zusammenleben unerlässlich und bieten gleichzeitige Räume – Foucault würde sie als Heterotopien bezeichnen (Foucault 2014) – die den Status des Menschen verändern können:
Die Ritualtheorie [6] des Ethnologen Victor Witter Turners entstand während seiner Feldforschungszeit in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts bei den Ndembu im nordwestlichen Sambia. Im Laufe seines akademischen Schaffens übertrug er die dort erlangten Erkenntnisse auf die heutige, moderne Gesellschaft, sodass letztlich vier Konzepte entstehen: „das soziale Drama“, „der rituelle Prozess“, „Liminalität“ und „communitas“.
Im Sozialen Drama beschreibt er einen Regelmechanismus, mit dem die Ndembu ihre sozialen Konflikte austragen und der zum sozialen Wandel führen kann. Am Anfang steht also ein Bruch im sozialen Gefüge (z.B. Tod, Trennung, Status etc.), der schlussendlich zu einer Krise führt. Bruch und Krise stellen die ersten beiden Phasen des „social drama“ dar. Nach der Krise folgen dann Bewältigung und Reflexivität und am Ende die Reintegration, die keineswegs den Status quo ante herstellen muss. In dieser Form der Auseinandersetzung sieht Turner die ursprünglichste Form menschlicher Konflikte.
Der rituelle Prozess
Rituelles Handeln und der Einsatz von Symbolen als zentrale Elemente dienen nach Turner der Konfliktbewältigung und der Bestätigung gemeinsamer Werte, auf die man sich berufen kann. Die verwendeten Schlüsselsymbole können Wörter, Bilder, Zeichen oder Objekte sein, haben Knotenfunktionen für überschneidende Klassifikationsgruppen und beinhalten manifeste, latente und verborgene Bedeutungen. Auch ein Mythos ist ein solches Schlüsselsymbol. Rituale sind bei uns Menschen genau wie bei Tieren ein probates Mittel zur Kanalisierung und Kontrolle starker gegenläufiger Emotionen und ermöglichen dadurch ein (mehr oder weniger) friedliches Miteinander.
Liminalität
Turner erkennt den prozesshaften Charakter der Rituale und baut seine Theorie auf den Arbeiten des Ethnologen van Gennep auf, demzufolge ein Übergangsritual, wie beispielsweise ein Initiationsritual, in drei Phasen verläuft, deren mittlerer er sich besonders zuwendet und sie als liminal bezeichnet. Beim Initiationsritus ist das die Phase, in der junge Männer nicht mehr Kind und noch nicht Erwachsene sind. Er nennt dieses Stadium „betwixt and between“ (Turner 1969), wo gesellschaftliche Normen und Zwänge ihre Gültigkeit verlieren. Auch diese Theorie überträgt er später auf Phänomene moderner Gesellschaften, die er als „liminoid“ bezeichnet. Sie entstehen ebenfalls außerhalb normativer Zwänge, ohne Verbindlichkeit sozialer Ordnung, sodass sich die Möglichkeit eröffnet, über alltägliche Strukturen neu zu reflektieren. Damit schafft Turner ein Modell gesellschaftlichen Wandels, für das er über die Ethnologie hinaus eine universelle Geltung beansprucht. Während Turner als Beispiele das Theater, Sport, Literatur und Kunst nennt, werde ich weiter unten das Spiel anführen [7].
Communitas
Die gelebte Communitas während der Phase der Liminalität beschreibt Turner als eine Gemeinschaft zwischen völlig Gleichgestellten ohne soziale Struktur. Turner entwickelt Gegensatzpaare, die sich der Unterscheidung von Communitas und Struktur zuordnen lassen: z.B.:
Communitas | Struktur |
Gleichheit | Ungleichheit |
Selbstlosigkeit | Selbstsucht |
Statuslosigkeit | Status |
Besitzlosigkeit | Eigentum |
Homogenität | Heterogenität |
liminal | zentral |
Übergang | Bestandswahrung |
dynamisch | statisch |
Schweigen | Sprechen |
existentiell | kognitiv |
religiöses Wissen | technisches Wissen |
Totalität | Partikularität |
(Förster 2003:5)
Communitas und Struktur sind Phasen, die aufeinander bezogen sind, die sich abwechseln, die auch eine aus der anderen entstehen und nur durch die jeweils andere existieren können.
Fasst man Turners Ritualauffassung zusammen, geht es zum einen darum, mit Ritualen Konflikte zu beschwichtigen und mit dem Beschwören von Schlüsselsymbolen, den „ultimate values“, an gemeinsame Werte zu erinnern und sich ihrer zu vergewissern. Das können Mythen sein, gemeinsam verehrte Helden, eine als signifikant und bedeutsam erlebte Geschichte. In unserer heutigen Gesellschaft sind solche gemeinsamen Werte Freiheit und Demokratie, vor allem aber die nationale Identität, die z.B. bei den jährlich wiederkehrenden Feiern zur deutschen Wiedervereinigung in einem zeremoniellen Festakt beschworen werden.
Noch deutlicher wird der Ritualcharakter eines solchen Aktes in Großbritannien: zu jeder neuen Sitzungsperiode wird das britische Parlament durch das königliche Staatsoberhaupt mit der „Queen’s bzw. King’s speech“ eröffnet. Dabei handelt es sich nicht um einen aktiven politischen Akt, sondern um ein reines Ritual, denn die Königin liest die Regierungserklärung des Premierministers vor; ihre Haltung gegenüber der Politik muss neutral sein. Aber die Königin steht als Symbol für das aus Engländern, Schotten, Walisern und Iren bestehende Vereinigte Königreich einschließlich seiner imperialen Vergangenheit und dem daraus abgeleiteten Machtanspruch.
Des weiteren spielen Rituale bei sogenannten Übergängen eine Rolle, indem sie helfen, alte Strukturen oder bestehende „Lebenszustände“ aufzuheben und mit Hilfe einer festgelegten Zeremonie in neue zu überführen. Beispiele hierzu finden sich heute bei Konfirmation, Trauerfeiern und auch Hochzeiten. Wer einmal an einem rauschenden Hochzeitsfest teilgenommen hat, dem sind die Charakteristika der Communitas durchaus geläufig.
4. Ritual im Spiel
Die etymologische Bedeutung des Wortes „Spiel“ hat ihren Ursprung im Altslawischen und bedeutet "Tanz" (Kluge 1975), ähnlich wie das englische "game" das sich aus dem indogermanischen "ghem" entwickelt hat und heute als "to leap joyfully, to spring" verstanden werden kann (Avedon 1971: 3). Beide ursprünglichen Wortbedeutungen weisen damit auf einen rituellen Charakter hin. Schon ein erster Blick zeigt Ähnlichkeiten zwischen Ritual und Spiel: beide folgen festen Regeln, die es einzuhalten gilt, Spiel und Ritual sind beide Teile des menschlichen Lebens, aber doch „Anderswelten“, von Foucault als Heterotopien [8] bezeichnet. Und Huinzinga (1987: 18) , der mit „Homo Ludens“ eine Basis der Theorie des Spiels gelegt hat, schreibt: "Das menschliche Spiel gehört doch jedenfalls in allen seinen höheren Formen, in denen es etwas bedeutet oder etwas feiert, der Sphäre des Festes und des Kults - der heiligen Sphäre - an." Allein schon der Untertitel von Roger Caillois Klassiker (1982) „Die Spiele und die Menschen – Maske und Rausch“ verweisen auf den Ritualcharakter des Spiels und hier besonders auf Liminalität und Communitas. Um sich der rituellen Bedeutung der einzelnen Spiele zu nähern, bedarf es aber der Ikonologie, um die zugrundeliegende Symbolik der Spiele zu erkennen und zu deuten.
4.1. Symbolik und Ritual in Mancala-Spielen
Um die Mancala-Spiele ranken sich zahlreiche Legenden. Ihre Symbolik ist so vielfältig wie Zahl der Spiel, die diesem Genre angehören. Dabei ist manche Symbolik geradezu evident: die 12 Mulden der zwei Reihen bei einfachen Versionen stehen sinnbildlich für die 12 Tierkreiszeichen oder die 12 Monate des Jahres (Glonnegger 1999:210). Für Philip Townshend (1979: 794) ist Mancala ein "double-face-agent", der ein stabilisierendes und den Zusammenhalt förderndes Element in stabilen Gesellschaften und Friedenzeiten darstellt, in unruhigen Zeiten aber entgegengesetzte Wirkung entfaltet. Diese Janusköpfigkeit des Spiels erklärt er damit, dass es ursprünglich ein Spiel der „Chiefs“ war [9]. Es wurde auch bei der Erziehung der jungen Männer und bei Initiationsritualen eingesetzt. Frauen waren vom Spiel ausgeschlossen. Er bezeichnet es als Prestigespiel: eine intellektuelle Schlacht. In einigen Gegenden wurde sogar um den Führungsposten gespielt (Townshend 1979: 795 ). Weltweit wird Mancala selten geschlechtsübergreifend gespielt: in Afrika und der Karibik spielen es die Männer miteinander, in Asien eher die Frauen.
Generell scheint die Symbolik der zweireihigen Varietäten einfacher zu sein als die der vierreihigen Spiele: es geht um Heirat, Ackerbau und Viehdiebstahl(Townshend 1986:163); die Spielsteine heißen "Kinder" oder "Kühe". Steine zu gewinnen, bedeutet "zu essen" oder "sich Kühe zu schnappen", sich eine "Braut zu reservieren", "ein Kind zu gebären", und zu verlieren hieß "zu sterben". Auch bei der kindlichen Spielvariante des Mancala gaben die !Ko-Kinder an, die Steinchen würden Kühe darstellen, die man dem Gegner versuche wegzunehmen (Sbrzesny 1976: 156).
Townshend (1986:171) beschreibt komplexere Zusammenhänge insofern, als Frauen, Kinder und gemischte Teams eher im Uhrzeigersinn spielen als Männer, was man als einen symbolischen Hinweis auf den Lauf der Sonne am Himmel lesen kann. Für dieses Argument spricht auch, dass in einigen Ländern Afrikas, z.B. in Mali, nur während des Tages gespielt werden darf. Sonst muss der Spieler den Tod seiner Mutter befürchten, wenn er auch nur einen Zug nach Sonnenuntergang tätigt, es sei denn, er hat einen weißen Kieselstein verschluckt (Retschinski 2007:47). In Surinam ist Awélé ein Bestandteil des Trauerrituals, wobei das Spiel ins Trauerhaus gebracht und die ganze Nacht gespielt wird. Damit soll der verstorbene Ahne die Nacht über unterhalten werden, damit er nicht vor lauter Langweile Besitz von den Lebenden ergreift (ebd: 48). Das Spiel ist in beiden Fällen ein Abbild des Lebens, und die Furcht vor der Nacht, die von den verstorbenen Ahnen beherrscht wird, muss mit Hilfe des Rituals bearbeitet werden.
Besondere Bedeutungen hat der unterschiedliche Wert der inneren und äußeren Reihen beim vierreihigen Mancala: grundsätzlich sind die inneren die bevorzugten, sodass die äußeren Steine einer Mulde nicht genommen werden dürfen, wenn die Mulde der inneren Reihe nicht leer ist. Ohne die inneren Reihen sind die äußeren "tot". So stehen die beiden inneren Reihen einmal für Licht, ein andermal für zwei Dörfer. Die äußeren Reihen stehen für Dunkelheit. Sie symbolisieren Buschland oder Herrschaft und Sklaverei. Townshend deutet, dass die äußere Reihe zwar für Freiheit von der gemeinschaftlichen Verantwortung steht, aber gleichzeitig für den Verlust der Sicherheit durch die Solidarität der Mitmenschen; so erbeutete Steine sind unfruchtbar und jeder Initiative beraubt (Townshend 1986: 171ff). Das hieße nach Turner, dass die äußeren Reihen für Liminalität stehen, für das Ungeordnete und nicht Stratifizierte.
Von diesen Unterschieden im Wert zwischen inneren und äußeren Reihen berichtet auch Culin: 1891 sei in den USA ein Mancala-Spiel namens „Chuba“ auf den Markt gebracht worden, dessen Charakteristika die folgenden seien: "The natives call the counters in the inner row "man and wife," and those in the outer row "spinsters." But these spinsters are married by passing a counter over them from the inner row, till, in the progress of the game, all the pieces become single, when they are all called "widows." These widows have a double advantage over the married families, and are sure to make havoc among them. The game is appropriately named, as the word chuba means "to extinguish" or "eat up," and the object of each player is to annihilate his opponent by putting the latter's counters in a position from which escape is impossible." (Culin 1896: 607).
Der Spielaufbau ist ein Spiegel der Lebenswelt. Im Spiel werden mögliche Alltagskonflikte bearbeitet. Das Spiel ist eine Zeit außerhalb der Zeit, also gelebte Liminalität. Alles das zeigt: Ein Spiel ist ein Ritual.
4.2. Symbolik und Ritual beim Schachspiel
Schach erwies sich bei seinem Siegeszug durch die Kulturen als eine beinahe universelle Kultur- und Lebensmetapher. Es stand anfangs für Krieg (Samarkand) und bot ab dem Mittelalter eine Metapher für viele Lebensbereiche: für die Ordnung der Gesellschaft, das Ringen mit dem Tod, den Kampf der Geschlechter und natürlich das Ringen um die Macht (vergl. Strouhal 2007: 67).
Alles begann als ein ritualisiertes Kriegsspiel: der Fund eines der ältesten Figurensätze aus Afrasiab (Samarkand, Usbekistan) aus dem 8. bis 9. Jahrhundert zeigt mehrere Reiter auf löwenartigen Tieren, Figuren mit seltsam abgeschnittenen Köpfen und Kampfwagen, aber keine Dame. Manfred Eder deutet die merkwürdigen Figuren als Resultat eines ersten Einflusses des islamischen Bilderverbots. Eigentlich war es nicht mehr erlaubt, Lebewesen abzubilden, andererseits wollte man Macht und Herrschaft mit dem Löwensymbol bestätigen (Eder 1994). Schon in einem dieser ersten Schachspiele wird der Krieg rituell nachvollzogen und die Macht und der Einfluss des Herrschers als „ultimate values“ beschworen.
Im Mittelalter spiegelt das Schachspiel dann den feudalen Königshof wieder; der Wesir wurde zur Dame, und die Spielregeln wurden dynamischer (vergl. Strouhal 2007: 67). Eine stichhaltige Erklärung gibt es dafür nicht, aber die Vermutung liegt nahe, dass das Schachspiel nicht nur das mittelalterliche feudale Leben nachspielt, sondern besonders der Minnesang als ausgesprochen ritualisierte Form der Werbung eines Ritters um eine „edle Dame“ im Schach seien Entsprechung fand.
Ab dem 18. Jahrhundert entfernt sich das Spiel von der Allegorie des höfischen Lebens. Das Bürgertum wird wohlhabend und selbstbewusst. Die Aufklärung brachte den triumphalen Aufstieg der Wissenschaften, das Leben der Menschen wurde zunehmend als selbstbestimmt und nicht mehr Gottgegeben verstanden. Dies ist Freiheit auf der einen, Verunsicherung auf der anderen Seite, und so ist es wenig verwunderlich, dass wir uns im Spiel wie auch im Ritual der bestimmenden Werte versichern. Schach ist dazu bestens geeignet: Die Figuren sind klar zuzuordnen und bieten damit leicht verständliche Strukturen und Symbole. Die Komplexität der Spiels vermittelt mir ein Bild von der Welt, die ich jedoch beherrschen kann. Und welches triumphale Gefühl muss es dem Bürgertum gegeben haben, einen ritualisierten Königsmord begehen zu können!
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Schach eine Art universelle Metapher für die jeweilige Welt und das Leben eines Zeitabschnitts ist, es erzählt von der Ordnung der Gesellschaft, dem Ringen mit dem Tod und dem Liebesspiel und ist nicht zuletzt ein Spiel um Macht (Strouhal 2007:67).
5. Fazit
Rituale sind streng geregelte Handlungsabläufe zum Zweck der sicheren Kommunikation gesellschaftlicher Normen, die Menschen nutzen, um sich genau dieser Normen, der „ultimate values“ zu versichern und gleichzeitig gesellschaftliche Veränderungen in sicherem Rahmen anzubahnen oder zu vollziehen. Die oben genannten Beispiele zeigen, dass sich nicht nur im Spiel allgemein, sondern vor allem in den strategischen Brettspielen Mancala und Schach gesellschaftlich bedeutsame Symbole spiegeln, auf die im Rahmen geregelter Abläufe immer wieder verwiesen wird – das Spiel ist also nichts anderes als ein Ritual und erfüllt die Aufgabe aller Rituale: menschliches Zusammenleben in strukturierten Gemeinschaften, der sogenannten Gesellschaft, konfliktarm zu ermöglichen.
Wenden wir uns an dieser Stelle Aby Warburg zu, der sich im Zuge seiner Arbeiten zu unverständlichen Bildmotiven in den Kunstwerken der Renaissance mit Darwins damals bahnbrechendem Buch über die "The expression of the emotions in man and animals“ (Darwin 1965) beschäftigte. Das Ergebnis seiner diesbezüglichen Forschungen zeigte eindeutig „dass in der Angst nicht nur die Ursache der Religion, sondern der Auslöser aller kulturellen Leistungen überhaupt zu sehen sei." (zitiert nach Wunn et al. 2014:17) Damit verfolgen Spiele und religiöse Zeremonien ähnliche Ziele: im Andersleben, der Heterotopie werden die bösen Mächte gefesselt und die Angst überwunden.
Anmerkung
[1] Vor einer solchen Überheblichkeit schreibt auch Philip Townshend in seiner 1986 in Cambridge erschienen Dissertation über die Brettspiele der Suaheli (Townshend 1986:Einleitung), mit der er die gängige Meinung widerlegt, dass sogenannte „einfache“ Gesellschaften nicht in der Lage seien, Strategiespiele zu entwickeln.
[2] Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Bibliothek der University of Cambridge, die mir nach einer formlosen Anfrage am nächste Tag den Scan der kompletten Dissertation zur Verfügung stellte!
[3] Ich werde in dieser Arbeit wegen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwenden. Selbstverständlich sind zu jeder Zeit alle Geschlechter mitgedacht
[4] Roger Callois teilte in seinem zum echten Klassiker gewordenen Buch zu Spielen: „Die Spiele und die Menschen Maske und Rausch“ Spiele in vier Kategorien ein: Agôn (Wettkampfspiele), Alea (Glücksspiele), Mimicry (Schauspiele) und Illinx (Rauschspiele) (Caillois 1982).
[5] Eine gute Übersicht über eine einfache Version der Mancala-Spielregeln bietet ein Video auf Youtube (Internetquelle 2)
[6] Für die Darstellung der Turnerschen Ritualtheorie habe ich mich dreier Quellen bedient: dem Beitrag von Peter Bräunlein (2006), der Veröffentlichung Till Försters (2003) und dem Kapitel über Rituale im Buch „Götter, Gene, Genesis“ von Wunn, Urban und Klein (2014). Alle 3 Quellen haben einen unterschiedlichen Fokus und ergänzen sich deshalb hervorragend. Aus diesem Grund verzichte ich im folgenden Text auf Literaturangaben, es sei denn, ich beziehe mich explizit auf eine der drei Quellen. Ich bin mir wohl bewusst, dass ich in meiner knappen Zusammenfassung der Theorie(n) Turners nicht gerecht werden kann.
[7] Nur am Rande sei erwähnt, dass der Verhaltensforscher Konrad Lorenz in sogenannten Kommentkämpfen, also spielähnlichen Auseinandersetzungen, ein Ventil für gesellschaftliche Konflikte sah (Lorenz 1964).
[8] Foucault (1967) bezieht Heterotopien nicht explizit auf Spiele oder Rituale, aber mit seiner Definition: „wirkliche Orte, wirksame Orte, die in die Einrichtung der Gesellschaft hineingezeichnet sind, sozusagen Gegenplatzierungen oder Widerlager, tatsächlich realisierte Utopien, in denen die wirklichen Plätze innerhalb der Kultur gleichzeitig repräsentiert, bestritten und gewendet sind, gewissermaßen Orte außerhalb aller Orte, wiewohl sie tatsächlich geortet werden können“ ist eine Übertragung auf Spiel und Ritual zulässig.
[9] Diese Erklärung dürfte unrichtig sein, denn in der traditionellen afrikanischen Gesellschaft waren "Chiefs" im britischen Sinn unbekannt (Barley 1991).
Internetquellen
1. https://www.thebetterplay.com/de/spiel/die-beliebtesten-gesellschaftsspiele-der-welt/ (Zuletzt abgerufen am 04.08.2021)
2. https://de.wikipedia.org/wiki/Mancala (Zuletzt abgerufen am 11.08.2021)
3. https://www.youtube.com/watch?v=kRWHbef9odM&t=432s (Zuletzt abgerufen am 04.08.2021)
4. https://de.wikipedia.org/wiki/Schach (Zuletzt abgerufen am 04.08.2021)
5. http://www.humboldtgesellschaft.de/inhalt.php?name=schach (Zuletzt abgerufen am 04.08.2021)
6. https://www.wiki-schacharena.de/Schachregeln_f%C3%BCr_Einsteiger (Zuletzt abgerufen am 04.08.2021)
Literatur
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