wenn er die Durchsetzung politischer Ziele in dieser Zeit erlebt hätte. Und umso denkwürdiger sind seine Texte zur Politischen Freiheit, zur Freiheit des Individuums.
Themen
Politischer Wandel, politische Freiheit und seine Mittel
Werk
Über die ästhetische Erziehung des Menschen
These
Die Französische Revolution ist gescheitert.
Begründung
Schiller war der Französischen Revolution anfangs zugeneigt. Das änderte sich durch die gewaltsame Unterdrückung und Ausschaltung politischer Gegner durch die Jakobiner, die mit ihren Mitteln zum politischen Wandel die Ziele der Revolution verrieten.
Die endgültige Eskalation und der Wandel in der Bewertung der Französischen Revolution wurde bei Schiller durch die Hinrichtung Ludwig XVI. eingeläutet – er fasste die gewalttätigen Vorkommnisse als Rückfall in die Barbarei zusammen. Zu diesem Zeitpunkt äußerte sich Schiller wie folgt:
„Ich kann seit 14 Tagen keine franz[ösischen] Zeitungen mehr lesen, so ekeln diese elenden Schindersknechte mich an.“ [Friedrich Schiller Archiv]
Theorie über das Spiel, den Menschen und politische Freiheit
Schillers Briefe über die ästhetische Erziehung sind sehr dicht, sehr anspruchsvoll geschrieben – mit vielen Verweisen auf philosophische und politische Diskurse jener Zeit. So sind allein die Begriffe „ästhetisch“, „Erziehung“, „Freiheit“ auch Begriffe dieser Zeit. Für eine Interpretation reicht das heutige Verständnis dieser Begriffe kaum aus. Daher ist diese Ausführung vor allem ein Versuch, seine Schriften wiederzugeben.
Der Versuch
Dem lange an einer Krankheit leidenden Schiller ließ der schleswig-holsteinische Herzog Friedrich Christian II. (1765-1814) zusammen mit Graf Ernst Heinrich von Schimmelmann (1747-1831, dänischer Finanz- und Außenminister) fünf Jahre lang ab 1791 jeweils 1.000 Taler pro Jahr als Pension zukommen. Als Dank für diese Unterstützung formulierte Schiller seine Briefe zur ästhetischen Erziehung.
Schillers Prämisse war, dass eine Veränderung in der Gesellschaft nicht mit Gewalt erzwungen werden darf. Gleichzeitig glaubte er, dass die Fokussierung auf den Verstand als zivilisatorischer, aufklärerischer Moment nicht ausreichen wird, um politische Freiheit zu verwirklichen. Davon war Schiller überzeugt und wurde durch den Verlauf der Französischen Revolution nur darin bestätigt, dass sich der sogenannte Stofftrieb als destruktiver Moment durchsetzt, wenn er nicht zuvor ästhetisch und konstruktiv erzogen und kanalisiert wurde. Der sinnliche Trieb muss zu einem ästhetischen Trieb ausgebildet werden, damit sich Affektionalität nicht zerstörerisch, sondern konstruktiv gestaltend ausleben kann. Politischer Wandel muss ästhetisch erfolgen. Die Befreiung des Individuums von äußeren Zwängen war dabei ein wichtiges Ideal, das im Zuge der Französischen Revolution zur Prämisse erhoben wurde. Schiller versuchte sich in seinen Briefen zu erklären, warum die Revolution scheiterte.
Schiller geht von zwei Trieben aus: dem Formtrieb (Rationalität) und dem Stofftrieb (Affektionalität). Beide Triebe sind notwendig und müssen in Balance gehalten werden. Die perfekte Balance finden die beiden Triebe als Vereinigung im Spieltrieb. Das Spiel ist neben der Kunst, der Moment, indem der Mensch frei ist von moralischer und physischer Nötigung. Das ist das entscheidende Element für die Harmonie des Menschen bei Schiller. Die Triebe sind ästhetisch vereint. Wenn der Stofftrieb durch dem Imperativ der Vernunft nun unterdrückt und verleugnet wird, ist dieser Trieb nicht kontrollierbar – eben affektiv. Die Vernunft muss der Affektionalität ihren Raum lassen und umgekehrt – frei ist der Mensch erst, wenn er in seinem Handeln das eine im anderen findet. Eben wie im Spiel, das durch Affektionalität und Rationalität geprägt ist. Rationalität muss sinnlich erfahrbar sein. Die Sinne müssen die Einfallstore der Wahrnehmung sein, aus denen sich Wissen und Erkenntnis speist. Die ästhetische Erziehung kann bei Schiller als Kern seiner Ausführungen verstanden werden. Der Ansatz der ästhetischen Erziehung wurde später durch die Waldorfpädagogik besonders hervorgehoben und in die Praxis überführt.
Schillers wohl meistzitierter Satz in diesem Zusammenhang ist:
„Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ [Schiller, 1795: 16. Brief]