Welche Aufgaben haben eigentlich Museen? Sie produzieren ja nichts Physisches, Materielles, zeigen jedoch soetwas, stellen etwas aus, präsentieren Objekte, ordnen und erklären diese Objekte wissenschaftlich, um uns das Verständnis für diese oder vergangene Welten zu vermitteln.
Aufgaben von Museen
Der Deutsche Museumsbund stellt auf seiner Website klar, dass der Öffentlichkeit oft zentrale Aufgaben der Museen, Wissen und Objekte zu sammeln, zu bewahren und zu erforschen, wohl nicht gebührend wahrnehmen:
"Die öffentliche Wahrnehmung des Museums wird insbesondere durch seine publikumswirksamen Ausstellungen und Veranstaltungen bestimmt. Dies sind jedoch nicht die alleinigen Kennzeichen der professionellen Museumsarbeit. Ein erheblicher Teil der originären Aufgaben der Museen bleibt der Öffentlichkeit in der Regel verborgen: das Sammeln, Bewahren und Forschen. Die Ergebnisse der Arbeit in diesen Bereichen sind jedoch die Grundlage für das Ausstellen und Vermitteln – und damit für das öffentliche Erleben der Museumssammlungen." (Zitat von der Website, 2021)
International diskutiert der ICOM (International Council of Museums) unter dem Einfluss zahlreicher, unterschiedlich geprägter Kulturvertreter die Definition von Museen. Aktuell gilt noch die Definition:
„Ein Museum ist eine dauerhafte Einrichtung, die keinen Gewinn erzielen will, öffentlich zugänglich ist und im Dienst der Gesellschaft und deren Entwicklung steht. Sie erwirbt, bewahrt, beforscht, präsentiert und vermittelt das materielle und immaterielle Erbe der Menschheit und deren Umwelt zum Zweck von Studien, der Bildung und des Genusses.“ (Zitat von der Website, 2021).
Ist es die Aufgabe der Museen im 21. Jahrhundert mehr Demokratie zu wagen, integrative und polyphone Räume für einen kritischen, diversen Gesellschaftsdialog über Vergangenheit und Zukunft anzustoßen und zu moderieren? Diese ergänzenden Aspekte klingen nach mehr Dynamik, nach Veränderung, die wohl so manche Geister in reinen Sammlungsmuseen überfordern. Die Themen Menschenwürde, Anti-Rassismus, soziale Gerechtigkeit, globale Gleichheit oder das ökologische Wohlbefinden des Planeten Erde mit seiner aktuellen Klimakrise überfordern ja auch andere Menschen und Politiker, aber sollten Museen diese aktuten Themen deshalb komplett ausblenden und sich allein einer Vergangenheitsbetrachtung widmen?
Gehen die Museen die Konflikte und Herausforderungen der Gegenwart an oder stellen sie ausschließlich historische Bezüge dar? Sind Museen partizipativ? Sie bewahren zwar Artefakte und Erinnerungen für zukünftige Generationen, aber schaffen sie eine Offenheit, Transparenz und eine aktiv gelebte Partnerschaft mit verschiedenen, bunten, gesellschaftlichen Gemeinschaften, um das Verständnis der Welt aus mehreren Perspektiven beleuchten und erhellen zu können? Gelingt ein spielerischer Umgang mit der Vielfalt menschlicher Erkenntnisse, Sichtweisen, Werten, Normen, Glaubenssätzen und Einstellungen? Oder definiert ein Museumsleiter seine eigene Sichtweise allein, erstellt ein absolut "perfektes Museum", zementiert dieses statische Bild in denen von ihm gestalteteten und abgesegneten Vitrinen über Jahrzehnte? So kann es heute wohl nicht mehr funktionieren.
Das Spielzeugmuseum auf dem Weg zum Emotionalen Weltmuseum
Warum ein traditionsreiches Spielzeugmuseum sich verändert? "Sensationell ist: Spielen erhält uns den Optimismus! Unsere Hoffnung, dass alles gut wird, lässt uns nach jedem Scheitern einen weiteren Versuch wagen. Mit der Lust am Spiel schaffen wir uns täglich neue Chancen und retten unsere Welt vor Pessimisten und Zynikern." (Brian Sutton-Smith (1924-2015), Spielforscher)
Die Welt ist groß, besonders, wenn man als Kind noch so klein ist. Das Spielzeugmuseum zeigt historisches und aktuelles Spielzeug, das dazu gemacht ist, die Welt zu begreifen, sich in ihr zu orientieren und wohl zu fühlen. Spielzeug ist die Welt im Kleinen. Spielzeug hat einen Aufforderungscharakter, "komm, spiel mit mir", es trägt dazu bei, uns Menschen zukunftsfähig zu machen, uns als Person, als Bewohner einer Stadt oder als Fragender an die Natur und unsere Mitmenschen innerhalb der Gesellschaft, in die wir reingeboren wurden.
Da liegt es auf der Hand, dass sich auch ein Spielzeugmuseum der nachhaltige Entwicklung der Menschheit auf diesem Planeten Erde als Herausforderung annimmt. Die von den Vereinten Nationen (UNO) verabschiedeten 17 "Sustainable Development Goals", Nachhaltigkeitsziele sind nicht nur für die Arbeitsweise eines kommunal organisierten Museums sondern eben auch für ein inhaltlich zu gestaltendes Museum relevant, das sich mit seinen Themen und Ausstellungen im Dienste der Gesellschaft sieht. So hat das Spielzeugmuseum auf seinem Weg zum Emotionalen Weltmuseum seine Nachhaltigkeitsstrategie vorgelegt. Download-Link als PDF: HIER.
Titelbildillustration: Lisa Gawenda
Rund um die Objekte und die mit ihnen verbundenen Phantasien, entsprechenden kontextualisierten Bildern, Texten, Grafiken und Filmen verbindet das Spielzeugmuseum mit dem Konzept des Weltmuseums die in Nürnberg über Jahrhunderte ansässige Spielzeugtradition mit hochwertiger Bildung und dem gesellschaftlichen Auftrag, Frieden und Menschrechte zu sichern. Das menschliche Spielen ist die Entwicklungskraft für unsere Welt, für die Kultur, in der wir leben und in der wir unser Verhalten einüben, verändern wollen oder gar müssen.
Was bedeutet Nachhaltigkeit für ein Spielzeugmuseum? Vor allem die Ziele einer sozialen Nachhaltigkeit, Anti-Rassismus, Diversitätssensibilität, Barrierefreiheit, Inklusion, Partizipation und Kooperation, Transparenz und Demokratieverständnis sind neben den Umwelt- und Klimazielen, zentrale Aspekte des Menschseins und damit des Museums.
In der Nachhaltigkeitsstrategie beschreibt die Museumsleiterin Prof. Dr. Karin Falkenberg das Leitbild des Hauses und die konkrete Umsetzung in Erlebnisräumen und Wissenswunderkammern. Das Spielzeugmuseum öffnet uns neue Perspektiven, erweitert unseren Blick auf die Welt und die Potenziale, die wir als spielende Menschen haben.
Der Transformationsprozess läuft. Das Erdgeschoss des Spielzeugmuseums wird bis Ende 2021 durch das finanzielle bürgerschaftliche Engagement, Spenden und Erbschaften, baulich und inhaltlich neu gestaltet.
Karin Falkenberg, Leiterin des Spielzeugmuseums, legt auch öfter selbst Hand mit an. Der Umbau des Museums hat begonnen. Foto: Berny Meyer
Die Fertigstellung des gesamten Konzeptes auf den Gebäudeebenen 2, 3, und 4 bedarf einer adäquaten Finanzierung. Es bleibt zu hoffen, dass die Stadt Nürnberg, die bisher leider andere Projekte priorisierte, das Land Bayern oder gar der Bund das Potenzial des Museums entdecken und für die notwendige finanzielle Ausstattung sorgen. Bis das soweit ist, kann jeder von uns sich im Förderverein des Spielzeugmuseums einbringen.
Förderverein des Spielzeugmuseums Nürnberg
Ein lebendiges Museum entwickelt sich ständig weiter. Um kulturell bedeutsames Spielzeug für das Museum erwerben zu können, es für die Nachwelt zu erhalten oder um Forschungsprojekte zum Grundphänomen des Menschen, das Spielen, zu ermöglichen oder zum Erhalt und den Ausbau des Museums beitragen zu können oder einfach nur um den Bekanntheitsgrad des Spielzeugmuseums weiter zu steigern, ist ein Förderverein seit 1966 aktiv dabei, die Museumsarbeit zu unterstützen.
Neue Mitglieder sind in diesem Verein ebenso willkommen, wie die bestehenden Mitglieder, die sich engagiert seit Jahren dort einbringen, wo bei so manchen Herausforderungen ein intensiveres Engagement der Stadt Nürnberg und ihrer kommunalen Verwaltung wünschenswert wäre.
Mehr Informationen und ein auszufüllendes Beitrittsformular sind HIER abrufbar.
Eva Maria Steiner (2. Vorsitzende), Claudia Stich (1. Vorsitzende) und Annette Sand (Schriftführerin) mit ihrem Lieblingsspielzeug, 2017. Foto: Marie Theres Graf
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Nachhaltigkeitsstratgie Spielzeugmuseum Nürnberg, Download als PDF.
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