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Was macht das Spielen mit uns?

Spiele machen uns Menschen, die Spielenden, glücklich, gesund und schlau. Mal wieder wurde der Direktor des Instituts für Ludologie, Prof. Dr. Jens Junge, von Pressevertretern gefragt, was das Spielen mit uns macht.

Brettspiele Spielfläche SPIEL DOCH in Dortmund

Spielfläche für Brettspiele auf der SPIEL DOCH in Dortmund 2022

Der Hessische Rundfunk mit seinem Radiosender HR 1 hat das Thema Spielen am 16.06.2023 aufgegriffen und Jens Junge frühmorgendlich vom Frühstückstisch zu einem kurzen, knackigen Gespräch eingefangen. So wie es im Radio üblich ist, müssen die sehr komplexen und vielschichtigen Aspekte des Spielens in wenigen Sekunden formuliert sein (insgesamt standen 3 Min. und 10 Sekunden zur Verfügung...). Folgende Fragen wurden angerissen:

Was macht das Spielen mit uns?

Warum tut es uns gut? Was löst es in uns aus?

Sind Sie selbst ein großes Spielkind? Oder wie wird man sonst zum Spiele-Professor?

Kinder spielen, das ist klar, aber warum brauchen es auch die Erwachsenen?

Wie läuft so Ihre Arbeit als Spiele-Professor ab?

Läuft da ein psychologischer Aspekt ab? Zeig mir, wie Du spielst und ich sage Dir wer Du bist?

Das gilt doch nicht nur im Berufsleben? Das ist doch auch nicht schlecht, wenn man privat jemanden neu kennenlernt und mit dem eine Runde Mensch-ärgere-Dich-nicht spielt, oder?

Kann das sein, dass klassische Brettspiele besser sind, als Computerspiele?

Antworten auf diese Fragen in der Sendung vom Radiosender HR1 zum Nachhören: HIER.

 

Spielwissenschaftliche Aspekte die im Interview hätten mit erwähnt werden können

Das Spielen hat eine Vielzahl von Auswirkungen auf den einzelnen Menschen und auf die Gesellschaft, sowohl auf körperlicher als auch auf geistiger Ebene und damit auf das menschliche Verhalten, das Wissen und die Kultur. Einige Hauptaspekte, wie uns das Spielen beieinflussen kann:

  1. Unterhaltung, Spaß und Freizeit: Spielen bringt Spaß. Es dient in erster Linie als eine Form der Unterhaltung, der Freizeitgestaltung und des Vergnügens. Es ermöglicht uns, die Freude am Leben zu empfinden, uns von einem auf Ernsthaftigkeit ausgerichteten, oft humorlosen Alltag zu entspannen und aus einem meist aus ökonomischen oder sozialen Zwängen angetriebenen Stress zu entfliehen.

  2. Lernen, Fortschritt und Entwicklung: Spielen ist von je her eine wichtige Aktivität für Kinder, da es ihnen ermöglicht, ihre motorischen Fertigkeiten zu entwickeln, kognitive Fähigkeiten zu verbessern, soziale Verhaltensweisen zu trainieren und ihre Vorstellungskraft, Phantasie und Kreativität zu fördern. Aber auch für Erwachsene kann das Spielen eine elementare Lernkomponente haben, indem es kognitive Fähigkeiten wie Problemlösung, strategisches Denken und Teamarbeit fördert. Mit Spielkompetenzen ausgestattet ist das Denken agiler, variabler und flexibler. Da ist es verständlich, dass das Spiel, belegt seit der Antike, als Lernwerkzeug erkannt und eingesetzt wird. Spiel als Methode führt hier zu Lernspielen, Serious Games, dem Game-based-Learning oder auch zu Gamification und Nudging.

  3. Emotionale, sinnerfüllte Auswirkungen: Spielen kann intensive positive Emotionen wie Freude, Aufregung und Erfüllung hervorrufen. Im Spiel spüren wir uns und unsere Lebendigkeit. Es kann auch Konflikte und Herausforderungen reduzieren und als Ventil dienen, um negative Emotionen abzubauen und zu verarbeiten. Darüber hinaus kann Spielen das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen stärken, weil wir uns selbst bestätigen können, Herausforderungen unter Kontrolle bringen zu können.

  4. Soziale, gemeinschaftliche Interaktion: Viele Spiele werden mit anderen Menschen gespielt, sei es im physischen analogen Umfeld oder digital und online. Das Spielen fördert die soziale Interaktion, indem es die Kommunikation, Zusammenarbeit, den Wettbewerb, das "Sich-messen-können" und den Austausch von Erfahrungen und Ideen zwischen den Spielerinnen und Spielern ermöglicht. Das Spiel kann für die Identifikationsfrage Antworten liefern, wem wir uns als Menschen wie zugehörig fühlen, welche Rollen uns wichtig sind, wer unser Vorbild sein kann. In einem Spiel können wir auch dazu die Zuschauerrolle einnehmen und uns mit den Akteuren im Sport oder eSport und ihren Mannschaften identifizieren, Mitgleider in Fanclubs, Vereinen, Clans und Gilden werden.

  5. Gesundheitliche, körperliche Auswirkungen: Einige Spiele erfordern körperliche Aktivität, wie zum Beispiel Sportspiele oder Bewegungsspiele. Diese können zur körperlichen Fitness, der sogenannten Leibesertüchtigung, beitragen und die motorischen und konditionellen Fähigkeiten verbessern. Darüber hinaus wurden auch in Studien positive Auswirkungen von Videospielen auf kognitive Funktionen wie Aufmerksamkeit, Reaktionszeit, Teamfähigkeit und räumliches Denken festgestellt, ebenso der gesundheitsfördernde Einsatz der "Health Games" bei Patienten und in der Prävention.

Wichtig ist festzuhalten, dass die Auswirkungen des Spielens von zahlreichen, verschiedenen Faktoren abhängen, wie dem individuellen Spieler, dem Spielkontext, den Spielmitteln, der Dauer des Spielens und der Art des Spiels. Spielen kann, wie aufgeführt, positive als auch (leider) negative Auswirkungen haben, je nachdem, wie es genutzt wird und in welchem Maße es in das Leben integriert ist. Aber dies ist mit allen schönen Dingen des Lebens so. Zu viel Zucker, Alkohol oder Medienkonsum etc. hat unschöne Auswirkungen auf ein eigentlich anstrebsames nachhaltiges, langes, erfülltes Leben.

Die Kurzformel zu der Frage, was das Spiel mit uns Menschen generell macht lautet unter dem Strich: Das Spiel macht uns glücklich, gesund und schlau.


Im Spiel feiern wir das Leben.