Urphänomen des Lebens: Das Spiel
Spiel ist Dialog mit der Welt. Zu spielen ist ein Naturtrieb und aus dem Spiel des Menschen erwächst die Kultur, entstehen die gesellschaftliche Spielregeln des Miteinanders. Was sind Brett- oder Kartenspiele? Sie bilden eine komprimierte Wirklichkeit ab, sind abstrakte Modelle einer menschlichen Interaktion. Spiele mit Spielregeln (Regelspiele) können eine Rückschau in die Vergangenheit sein, der adaptive Versuch, sich mit der Gegenwart auseinanderzusetzen oder aber eben auch ein Ausblick in eine Zukunft sein, wo die bekannten gesellschaftlichen Spielregeln variiert oder ganz verändert werden können.
Der Homo sapiens als Homo ludens hat mit seiner Sprachentwicklung vor 40.000 Jahren das erste Spielzeug nachweisbar mit einem spitzen Stein aus einem Mamutstoßzahn in einer wochenlangen Arbeit geschnitzt (s. Löwenmensch). Die ersten Regelspiele mit Spieleinsätzen (Glücksspiele) fanden wohl schon 30.000 Jahre vor Christus unter Jägern und Sammlern statt und seit ca. 5.000 Jahren kennen wir Menschen den Würfel als Spielmittel und Lenker des Zufalls.
Spiel ist viel mehr als Unterhaltung und Zeitvertreib. Durch das Spiel formen wir Menschen unsere Persönlichkeit, bilden die für uns typischen Charaktereigenschaften heraus, lernen Verträglichkeit, Gelassenheit, Offenheit, emotionale Stabilität und wissen uns zwischen Introvertiertheit und Extrovertiertheit zu verorten. Spiel ist eine Methode, die Welt begreifbar zu gestalten und den Mut entstehen zu lassen, sie verändern zu wollen.
Industrielle und digitale Revolution haben die Spielmittel inzwischen vielfältig gestaltet und in sämtliche Bereiche des Lebens als Kultur- sowie Wirtschaftgut getragen. Das Spiel besser verstehen zu können, seine wirksamen Mechanismen entschlüsseln zu können, sich selbst im Spiel entdecken und besser nachvollziehen zu können, ist eine der Funktionen, die die neu zu gestaltenden Erlebnisräume in der Altenburger Spielewelt (Arbeitstitel) mit sich bringen werden. Da ist es nur logisch, dass ein GameLab und ein InnovationLab ebenso dazugehören.
Architektenentwurf zur Spielewelt Altenburg
Spielewelt Altenburg, Architektenentwurf Junk und Reich für das Josephinum, Weimar, 2022
Außenansicht "Josephinum" in der Gerhard-Altenbourg-Straße 3 (früher Nansenstr. 3), 2022
Geschichte des Josephinums in Altenburg
Das Josephinum wurde als Schulgebäude für das "Friedrichsgymnasium" am 1. Novemberg 1841 eröffnet und vom Architekten Aemilius Schmidt geplant und erstellt, mit einem Kostenaufwand von ungefähr 40.000 Thalern. Weil das Gymnasium wegen der stark steigenden Schülerzahlen mehr Raumbedarf hatte, das 1729 auf dem Boden des alten Franziskanerklosters errichtet wurde, gab man dieses Gebäude der Kirchengemeinde Altenburg zurück und erwarb von der Kirche den dem Kloster gegenüberliegenden "Bräuningsche Garten" für 2.800 Thaler und außerdem aus den Mitteln der herzöglichen Landesbank einen Teil des südlich anstoßenden "Bernhardischen Garten", um ein neues Schulgebäude zu errichten.
Am 28. Juni 1838, dem Geburtstag der Herzogin Amalie, wurde der Grundstein zum neuen "Josephinum" als "Denkmal der hochsinnigen Fürsorge des Herzogs Joseph" gelegt (s. "Geschichte des Friedrichsgymnasiums zu Altenburg seit 1789 - Festschrift zur Erinnerung an den 1. Nov. 1841, den Tag des Einzugs in das Josephinum", Druck Oskar Bonde, 1891, S. 1).
Altenburg, Josephinum, Rückseite, Blick aus Richtung Schmöllnsche Straße auf die oberen Stockwerke, 2014
Die Geschichte zum Herzogtum Sachsen-Altenburg (Landeshauptstadt Altenburg, 1603-1672, 1826-1918) ist bei Wikipedia detailliert dokumentiert. So wurde das Josephinum eine Zeit lang auch als Parlament genutzt. Von 1918-1920 bestand der Freistaat Sachsen-Altenburg, der mit der Gründung des Landes Thüringen aufgelöst wurde (s. Emig, Joachim: "Landesversammlung des Freistaats Sachsen-Altenburg und Gebietsvertretung Altenburg 1919-1923". In: Thüringer Landtag, Harald Mittelsdorf (Hrsg.): "Die vergessenen Parlamente", Rudolstadt 2002, S. 161-182).
Altenburg, das Josephinum, das zukünftige YOsephinum vor dem Baubeginn 2023
Spielerisches Logo für das kommende neue "Yosephinum"
Bildergalerie zum Josephinum 2022
Im Altbau von 1841, die Fotos lassen die Nutzung bis in die DDR-Zeiten und danach erahnen, soll der Erlebnisbereich der Spielewelt in Altenburg entstehen. Der Leerstand besteht seit 1997. Viel Raum für die Faszination Spiel. Endlich darf in dieser ehemaligen "Lehranstalt" gespielt werden ;)
Josephinum: Parterre
Josephinum: 1. Stock
Josephinum: 2. Stock
Josephinum: 3. Stock
Josephinum: 4. Stock
Informationen zur Entstehung und Vorbereitung der Spielewelt Altenburg:
1) Ausgangsimpuls: "Masterplan Spielewelt Altenburg" von Christian Horn, Jens Junge und Florian Voß, 2019, PDF-Download: Hier.
2) MDR Thüringen Journal, TV-Beitrag vom 1. Oktober 2020: Hier.
3) MDR TV, Der Osten - Entdecke wo Du lebst: "Skat, Quartett, Rommé - Die Spielkartenstadt Altenburg", vom 19.10.2021: Hier.
4) ZEIT online vom 28. Januar 2022: "Planung für Spielewelt in Altenburg kommt voran": Hier.
5) Ostthüringer Zeitung (OTZ) vom 14. April 2022: "Spielewelt Altenburg: Expertenteam treibt Planung voran": Hier.
6) ABG-TV vom 25. Mai 2022: "So könnte die Spielewelt aussehen": Hier.
7) MDR Aktuell, Radiobeitrag vom 18. Juli 2022: "Altenburger Spielewelt bekommt Domizil": Hier.
Ansprechpartner:
Florian Voß, Projektleiter Spielewelt Altenburg, Stadt Altenburg
eMail: voss(at)stadt-altenburg.de
Florian Voß, Projektleiter Spielewelt, Stadt Altenburg im MDR-Interview vom 19.10.21: Hier.
und
Prof. Dr. Jens Junge, wissenschaftliche Beratung und Partnermanagment für die Spielewelt Altenburg, Instiut für Ludologie
eMail: junge(at)ludologie.de
Prof. Dr. Jens Junge, Institut für Ludologie, Lehr- und Forschungssammlung für Brettspiele in Altenburg, Mit-Initiator der Spielewelt Altenburg, Beirat Spielen im DVSI e.V. und Mitglied im game - Verband der deutschen Games-Branche e.V.