eSport ist im Hochschulsport angekommen
Sport ist gemeinnützig, so sagt es die deutsche Abgabenordnung. eSport ist es noch immer nicht, weil der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sich seit Jahren weigert, den eSport anzuerkennen. Der DOSB hat letztmalig 2018 mit seinen Mitgliedsorganisationen beschlossen, dass eSport nicht zum organisierten, gemeinnützigen Sport passt. Die Games gehörten gewinnorientierten Unternehmen, die Spielregeln und Inhalte würden von diesen Unternehmen bestimmt und nicht basisdemokratisch durch die aktiven Sportler.
Hm. Diese Begründung für den Ausschluss eines riesigen Sportbereiches erscheint mehr als fragwürdig in anbetracht der Gewinnorientierung sämtlicher Sportmittelproduzenten, die Bälle, Trikots, Tennisschläger etc. herstellen sowie der vom DOSB unterstützten Kommerzialisierung des gesamten Sportbereiches. Die Gamer und eSportler entscheiden jeden Tag freiwillig, welches Spiel und mit welchen Regeln sie spielen wollen. So schafft sich der eSport seine eigenen Strukturen und betreibt weiterhin Basisarbeit. Darüber hinaus ist sehr zu hoffen, dass die Politik, die über die Abgabenordnung entscheidet und nicht der DOSB, Fakten schafft, die den eSport nicht schlechter stellt, als den bisherigen analogen Sport.
Berliner Unimeisterschaft 2022
Eine wichtige Entwicklung für den gemeinnützigen, ehrenamtlich betriebenen eSport ist es, dass Mannschaften im Hochschulsport eigene Turniere veranstalten. So hat die Humboldt Universität zu Berlin einladen, die Berliner Unimeisterschaft 2022 im Spiel League of Legends auszutragen. In dem ehrwürdigen und wunderschön renovierten, historischen Gebäude der Universität in der Luisenstraße 56, mitten in Berlin, gegenüber der Charité, fand das Finale zwischen der Freien Universität Berlin (FU) und der Technischen Universität Berlin (TU) statt.
Humboldt Universität zu Berlin, Luisenstraße 56, Austragungsort der Berliner Unimeisterschaft 2022 im eSport mit dem Spiel League of Legends
Podiumsdiskussion zu Spiel, Games und eSport
Christoph Barth vom HU-Hochschulsport hat das für die Universität absolut neuartige Event mit seinem Team organisiert und die Moderation übernommen. Unterstützt wurde er vom Berlin-Brandenburg eSports-Team (BBE e.V. mit Streamingkoordination), der TK (Techniker Krankenkasse) und der Uniliga.gg (UNI eSports GmbH mit Equipment). Vor dem League-of-Legends-Finale zwischen FU und TU hat er zu einer Podiumdiskussion eingeladen, um generell über das Gaming und seine Potentiale für die Gesellschaft zu reden: "Game over oder game changer?"
Christoph Barth und Martina Rost vom HU-Hochschulsport
Vom Institut für Ludologie war Prof. Dr. Jens Junge vertreten, der die interdiszipinäre und transdisziplinäre Arbeitsweise des Instituts darstellt sowie die durch das Spielen für jeden Menschen wichtige Persönlichkeitsentwicklung, denn das Spielen ist ein Dialog mit der Welt. Er ist Gründungssmitglied vom E-Sport-Verband Schleswig-Holstein e.V., Regionalvertreter des game für Schleswig-Holstein, aber auch im Beirat Spielen des Deutschen Verbandes der Spielwarenindustrie e.V. (DVSI).
Prof. Dr. Jens Junge, Institut für Ludologie, Berlin
Von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) war Prof. Dr. Thomas Bremer als Gamedesigner vertreten, der die technische Bedeutung der Games für die Innovationskraft der Wirtschaft und Gesellschaft hervorhob und sich ebenso gegen die ständige Versuchung wehrte, beim Spielen ständig nach einem belegbaren Nutzen zu suchen.
Prof. Dr. Thomas Bremer, Hochschule für Technik und Wirtschaft, Studiengang Gamedesign und Co-Gründer vom DE:HIVE Institut
Martin Müller ist Vice-Präsident des ESDB (eSport-Bund Deutschland e.V), dort zuständig für den Breitensport. Ebenso ist er Mitgründer des Magdeburg eSports e.V. sowie Vertreter des Landeszentrums für eSport und Digitalisierung (LEZ) des Landes Schleswig-Holstein in Kiel. Er beschreibt den mühsamen Entwicklungsweg der Entwicklung und der noch nicht adäquaten Anerkennung des eSports in Deutschland und berichtet über die Trainerausbildung im eSport.
Martin Müller, Vice-Präsident ESBD und LEZ-Vertreter
Die Podiumsdiskussion ist bei Twitch-TV unter dem Channel der Uniliga abrufbar, dauert ca. 1 Stunde und 10 Minuten (Min. 7:20 bis Min. 01:21:00): HIER.
Finale der Berliner Unimeisterschaft 2022
Im Anschluss an die Diskussion begann das Finale der Berliner Unimeisterschaft in League of Legends für das Jahr 2022 zwischen der Freien Universität Berlin (FU) mit dem Team der "BBE-Volibearlins" und der Technischen Universität Berlin (TU) mit dem Team "Technisch Unbesiegbar".
Finale: FU (Team BBE-Volibearlins) gegen TU (Team Technisch Unbesiegbar)
Als Kommentatoren des Finales waren "Antonovic" (Anton Reppich) und "Bastorianus" (Bastian Richter) am Mikrofon. Spoiler, falls ihr euch den Stream nicht durchgängig nachträglich ansehen wollt: Die TU hat als Underdog 3:1 gegen die FU gewonnen, wobei der Verlauf des Finales sehr spannend und bemerkenswert war und deutlich wurde, wie das Team der TU mit seinen Spitzenspielern langsam als Team zusammenwuchs und von Spiel zu Spiel besser abgestimmt harmonierte. Übung macht den Meister. Glückwunsch! Hoffentlich nimmt die offizielle Seite der Technischen Universiät Berlin (TU) von diesem Erfolg Notiz und erkennt für sich die Relevanz des eSports.
Die vier Final-Matches auf dem Twitch.TV-Kanal der Uniliga ab Min 01:53:05.: HIER.
Deutsche Games Schulmeisterschaften
Peter Lemcke aus Hamburg organisiert schon seit 2006 die Deutschen Games Schulmeisterschaften mit jährlich hunderten Schülern und Schülerinnen als Teilnehmer:innen. So ist es besonders schön, dass nun 2022 die ersten Hochschulmeisterschaften in Berlin ausgetragen wurden.